11.05.2009 13:01 Uhr HAMBACH, von Uwe Eichler

Saurierschwanz und Keltenkrieger

Zum Internationalen Museumstag: Hambach zeigt Fossilien, Drahtesel und „Kelti“

(ue) Die Schätze aus alten Zeiten, vom Meeressaurier über einen 2000 Jahre alten Toten bis zu Erinnerungen an den Volkssänger Paul Warmuth sind am Internationalen Museumstag, 17. Mai, im neuen Heimatmuseum von Hambach zu bewundern.

Irgendwann wurde der amerikanischen Bomberbesatzung ihre Fracht zu heiß: Während einer Luftschlacht um Schweinfurt im Zweiten Weltkrieg warfen sie eine Bombe auf das „Lauerbachholz“ zwischen Zell und Hambach ab – ohne zu ahnen, dass sie damit einen 235 Millionen Jahre alten Meeressaurier in die Luft sprengten. Einige Jahrzehnte nach dem Krieg, 1990, traf der Polizeibeamte und Fossilien-Sammler Walter Tyrach am „Tatort“ ein: Unweit des Kraters stieß er im Auswurf noch auf einen versteinerten Schwanzwirbel des Nothosaurus. Lange, bevor es das Dittelbrunner Hallenbad gab, war der mehrere Meter lange Nessie-Verschnitt ganz in der Nähe durch die Fluten des „Germanischen Beckens“ geflösselt.

Die Überreste des Bombenopfers aus dem Trias, dem frühen „Erdmittelalter“ sind nur ein Highlight der ersten Groß-Ausstellung im Hambacher Heimatmuseum. Die öffnet am Sonntag, 17. Mai, ab 10 Uhr, ihre Pforten zum Internationalen Museumstag. Große Aufregung im Vorfeld: Der Bauhof wuchtet Vitrinen, die Heimatsänger schieben Möbel in der Paul-Warmuth-Abteilung umher, Bürgermeister Michael Herterich legt selbst mit Hand in. Der ehemalige Bauernhof an der Hauptstraße, gleich neben dem Gasthaus „Goldene Flasche“, dient erst seit kurzem als Heimatmuseum.

Im Erdgeschoss sortiert Walter Tyrach seine an Lauer- und Marienbach gefundene Ceratiden (Vorfahren der Ammoniten), „Haifischzähne gibt es in der Gegend auch“, weiß der Sammler.

In der Nachbarschaft wendet sich ehemalige Gymnasiallehrer Dr. Anton Hirsch der Geologie zu: Genauer einer Besonderheit in der Gesteinsschichtung nördlich Schweinfurt, wo der tonhaltige Keuper durch Absenkung tiefer liegt als der Muschelkalk (eigentlich sollte es genau umgekehrt sein). In den Gesteinsplatten konserviert: Urzeitliche Schachtelhalme, eine kleine Muschelkolonie sowie ein dünner Schlickwurm – Millionen von Jahren ziehen in einem einzigen Augenblick vorbei.

Kreisheimatpfleger Karl-Heinz Hennig ist in der Abteilung „Frühgeschichte“ einem regelrechten Kriminalfall auf der Spur: Einem Mann wurden auf der Maibacher Höhe die Beine abgehackt, offenbar um ihm die Stiefel zu klauen. Allerdings schon vor über 2000 Jahren, und da war das Opfer bereits tot: 1976 fand der Heimatforscher den Krieger in einem Acker, unter Steinen begraben. Vermutlich war der Mann auf einem alten keltischen Höhenweg unterwegs gewesen, als ihn um 400 vor Christus der Tod ereilte.

Keltenkopf

Ein Kopf voller Geschichte(n): Kreisheimatpfleger Karl-Heinz Hennig spürt, mit „Kelti“ in der Hand, im Heimatmuseum der Hambacher Frühgeschichte nach.  FOTO Uwe Eichler

Der Schädel ist durch die Steindecke eingedrückt. Vor allem fehlte die untere Hälfte des Skeletts samt Schuhwerk. Da wollte noch jemand anderes mit trockenen Füßen über die Maibacher Höhe kommen: So lautet zumindest die Theorie der Braunschweiger Wissenschaftler, die den „Mann ohne Unterleib“ geröntgt haben.

Aber: „Die Zähne sind makellos“, staunt Hennig. Bei dem Toten fanden sich die Reste eines Speers, eine Mantelschließe, und rostverflüssigtes Eisen seines Schwerts, in dem sich die Gewebestruktur seines Mantels abgebildet hatte: eine kleine Sensation. Ob der Hamicher „Ötzi“ auch einen Spitznamen hat? „Kelti“ vielleicht, scherzt Hennig. Der Keltenkopf quittiert das mit einem strahlend weißen Lächeln.

Feinere Sitten pflegen die Hambacher Volkssänger, unter anderem den Nachlass ihres Begründers Paul Warmuth (1911–1981) im ersten Stock. Die Urschrift des berühmt geworden Volkslieds „Sou a Schöppla Frankawei“ ruht hier ebenso wie die Urkunde eines unterfränkischen Volkslieder-Wettsingens in Würzburg anno 1932: Die Geburtsstunde der Volkssänger. Dreispitze, Trachtenpuppen, fränkisches Bauernmöbel, aber auch Handwerkszeug und ein Mottokoffer des gelernten Schneidermeisters Warmuth finden sich unter den Exponaten.

Neben dem Hambacher Heimatmuseum hat am Internationalen Museumstag, 17. Mai, auch das Fahrradmuseum im Untergeschoss des Rathauses geöffnet. In dem sonst nur nach Voranmeldung zu besichtigenden Museum sind Drahtesel, Bilder, Trikots und Pokale aus 100 Jahren Radsport ausgestellt.

12.05.2009  IG Heimatmuseum Hambach